Montag, 23. April 2012

Homo Oeconomicus

Mir kam da heute mal so ein Gedanke bezüglich des (inzwischen) verpöhnten homo oeconomicus:

"Warum sagt inzwischen jeder zweite Wirtschaftswissenschaftler, dieses Menschen-Modell wäre falsch, nur um auch seinen Senf dazu zugeben?"

Losgelöst von den mathematischen Formeln ist der homo oeconomicus ein rational denkender Mensch, der anhand der ihm zur Verfügung stehenden Informationen egoistisch und nutzenmaximiert handelt.

Nehmen wir das mal auseinander: Was ist rational?

Wikipedia:
Mit Rationalität (von lateinisch rationalitas ‚Denkvermögen‘, abgeleitet von ratio ‚Vernunft‘) wird ein vernunftgeleitetes und an Zwecken ausgerichtetes Denken und Handeln bezeichnet. Der Begriff beinhaltet die absichtliche Auswahl von und die Entscheidung für Gründe, die als vernünftig gelten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er kann je nach Anwendungsbereich und je nachdem, was man als vernünftig betrachtet, unterschiedliche Bedeutungen haben. Man spricht in der Moderne deshalb auch von verschiedenen Rationalitäten der einen Vernunft.

Der Begriff "Vernunft" wird hier sehr oft verwendet. Vernunft ist ein schwer beschreibbares Gedankengut, aber am besten beschreibt wohl der kategorische Imperativ das vernünftige Handeln, um das es uns geht. Für alle die ihn nicht kennen:

"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Mit anderen Worten: Mach was du für richtig hälst und was auch alle anderen machen sollten.


Mit den zu verfügung stehenden Informationen halte ich mich nicht lange auf. Da niemand omniszient ist, besteht immer ein Mangel an Informationen. Entscheidungen beruhen daher auf unvollständigen Informationen. Da es aber jedem so geht, ist die Menge an Informationen nicht relevant für die weitere Ausführung.

Begriff drei, der Egoismus. Egoismus ist das ich-bezogenen Handeln und Denken. Egoismus bedeutet allerdings nicht für das Individuum, dass es nicht der Gesellschaft hilft. Ich-bezogenes Handeln kann auch das retten von Baby-Robben oder die Tätigkeit in der freiweilligen Feuerwehr sein. Es geht nur darum das Bedürfnis des Ichs (psychologischer Begriff) zu erfüllen und an vorderster Stelle zu halten.

Der letzte Begriff, das Nutzenmaximum. Jeder Ökonom weiß, dass jeder Mensch seine ganz eigene Nutzenfunktion hat. Wie Ökonomen auch schon lange festgestellt haben, denkt der Mensch in Grenzbegriffen, wägt Opportunitäten ab und reagiert auf Anreize.
Oder auch: Nichtnur hat jeder Mensch seine eigene Nutzenfunktion, mit steigenden Informationsgehalt ändert sich die Nutzenfunktion. Und das kontinuierlich.




Fassen wir also zusammen:

Der homo oeconomicus handelt wie er es für richtig hält und von seinen Mitmenschen erwarten würde, hat nie alle Informationen zu einem Thema zur Verfügung, stellt seine eigenen Bedürfnisse in der Vordergrund und Entscheidet sich ständig um.

Für mich klingt das ziemlich gut um den Nachbarn oder Arbeitskollegen zu beschreiben. Was denkt ihr?